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Japan (Teil 2)
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Kapitel auf dieser Seite:
Der Norden (Hokkaido)
Der Süden (Kyushu)
Von Hiroshima bis Nagano (Honshu)


Der Norden (Hokkaido)

Hokkaido, Shiretoko Nationalpark Japan nennt insgesamt ca. 3‘900 Inseln sein eigen, wovon nur vier wirklich gross sind und dem über 3‘000 Kilometer langen Land die spezifische Form geben. Nach meiner Ankunft in Narita (Tokyo) führte mich meine Reise auf die nördlichste der vier Hauptinseln, genannt Hokkaido. Diese Insel ist ungefähr doppelt so gross wie die Schweiz, hat aber nur knapp sechs Millionen Einwohner. Damit ist die Bevölkerungsdichte sowohl für Schweizer wie auch für japanische Verhältnisse eher gering, insbesondere wenn man bedenkt, dass in Japan insgesamt über 127 Millionen (!) Menschen leben und damit einwohnermässig die neunt grösste Nation der Welt ist, wobei der Ausländeranteil unter einem Prozent liegt. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass Japan ein Inselstaat ist und seit Jahren eine sehr restriktive Einwanderungspolitik betreibt, die in unseren Breitengraden als rassistisch eingestuft würde. So ist es zum Beispiel für einen Ausländer nicht möglich, von einer Bank Geld zu erhalten, auch wenn dieser seit Jahren in Japan wohnt. Dass insbesondere "Westler" selten gesehen sind, wurde mir bewusst, als in Yokohamas Chinatown ein Junge entgeistert auf mich zeigte und schrie "gaijin da!" (ein Ausländer!). Schweiz oder Japan? Hokkaido kann deshalb mit seiner geringen Bevölkerungsdichte nicht als "typisches" Japan bezeichnet werden. Doch was ist schon typisch? 75 Prozent der Japaner wohnen in Stadtgebieten und das Land besteht aus ungefähr 80 Prozent Hügeln oder Bergen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet hat Hokkaido durchaus etwas "typisches". Beim Durchqueren dieser Insel hatte ich oftmals das Gefühl, in der Schweiz zu sein. Einzig die unlesbaren Hinweis- oder Werbetafeln erinnerten mich daran, dass dem nicht so ist.

Sapporo, Yosakoi-Festival 1 Sapporo, Yosakoi-Festival 2 Die Japaner lieben es, farbenfrohe Festivals mit viel Musik und Tanz zu feiern. Bei meinem Besuch in Hokkaidos Hauptstadt Sapporo war gerade das Yosakoi-Festival im Gange: Unzählige Gruppen von FestivalteilnehmerInnen in farbenfrohen Gewändern tanzten zu einem Mix von traditioneller und "verpopter" traditioneller Musik. Die Wirkung ihrer zackigen Bewegungen, den sich selbst motivierenden Rufen und der überaus positiven Ausstrahlung aller Tänzer vermochte sogar die Zuschauer mit neuer Energie zu versorgen. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass ich eine solch überwältigende Stimmung noch nie vorher erlebt habe! Absolut atemberaubend!

Asahi-dake (2‘290m) Die folgenden Tage verbrachte ich im Daisetsuzan Nationalpark im Zentrum Hokkaidos, wo ich unter anderem eine Wanderung auf Hokkaidos höchsten Berg, den Asahi-dake (2‘290m), unternahm. Besonders reizvoll war die Tatsache, dass der Berg verschiedene Austritte von Heisswasserdampf besitzt. Beim Aufstieg hatte man deshalb den Eindruck, dass der ganze Berg kocht und dampft. Heisswasserdampf Asahi-dake Ein einzigartiges Naturschauspiel, insbesondere auch deshalb, weil bei meinem Besuch Mitte Juni noch unerwartet viel Schnee lag und der Dampf quasi aus der verschneiten Landschaft emporstieg. Leider war Jeff, meinem Begleiter aus Singapur, und mir das Wetter an diesem Tag nicht allzu gut gesinnt und so konnten wir aufgrund starker Bewölkung und Nebels die Aussicht vom Gipfel nicht ungetrübt geniessen. Sonnenaufgang 03.39 Uhr Bei meiner Reise in den Shiretoko Nationalpark, im nordwestlichsten Zipfel der Insel, besserte sich das Wetter jedoch und ich konnte um 03.39 Uhr einen idyllischen Sonnenaufgang geniessen! Hier wird Japan dem Namen "das Land der aufgehenden Sonne" mehr als gerecht: Da ganz Japan in der gleichen Zeitzone ist und nach wie vor keine Umstellung auf Sommerzeit kennt, leidet der östlichste Teil des Staates (Ost-Hokkaido) unter einem etwas verschobenen Tageslichtrhythmus: Durch den enorm frühen Sonnenaufgang hat man zur Frühstückszeit den Eindruck, tüchtig verschlafen zu haben. Dafür findet der Sonnenuntergang bereits um ca. 18.00 Uhr statt - und dies praktisch am längsten Tag des Jahres! morgendliches Bad im Rotemburo Aus diesem Grund habe ich meinen Tagesablauf etwas angepasst und besuchte zum Beispiel ein Open-Air Bad (Rotemburo), üblicherweise gespiesen von einer Heisswasserquelle (Onsen), bereits vor dem Frühstück. Ein herrliches Gefühl, morgens um 05.30 Uhr irgendwo im Freien in Waldnähe ein warmes Bad zu nehmen, dem Vogelgezwitscher zu lauschen und manchmal sogar Wild zu beobachten. Der ganze nordöstliche Zipfel Hokkaidos ist Nationalpark und das Heim von unzähligen Tieren inklusive ca. 600 Braunbären, vor dessen Zusammentreffen mit dem Menschen ausdrücklich gewarnt wird. russische Inseln Ich war deshalb nicht betrübt, dass sich an diesem Morgen kein Bär zu mir ins Rotemburo setzen wollte. Trotz der vielen Bären ist der Shiretoko Nationalpark ein schönes Wandergebiet und lädt auch zum Fahrradfahren ein. Ich habe mir deshalb in Utoro ein entsprechendes Vehikel gemietet und die Passstrasse zum Shiretoko-Pass in Angriff genommen. Oben angelangt, wurde ich mit einer wunderbaren Aussicht auf die nahe gelegenen Kunashiri-to und die Habomai Inseln belohnt, die zum Leidwesen Japans seit dem zweiten Weltkrieg zu Russland gehören.


Der Süden (Kyushu)

Dank des Japan Railpasses (eine Art Generalabonnement für mehrere Tage) habe ich mich ohne zusätzliche Kosten mit dem Zug vom nördlichen Ende über 3‘000 Kilometer in den südlichsten Zipfel Japans begeben. Mein Ziel war Kagoshima auf der Insel Kyushu, der südlichsten der vier Hauptinseln. Der Hauptgrund für meine Reise in dieses Gebiet war der nahegelegene, noch aktive Vulkan Sakurajima, welcher die Bevölkerung Kagoshimas immer wieder mit Ascheregen beglückt. Leider hat die Regenzeit bei meinem Besuch ihrem Namen alle Ehre gemacht und so war der Berg nie wolkenfrei. An eine Besteigung der Aussichtsplattformen war deshalb nicht zu denken. Als Trost besuchte ich das 50 km entfernte Ibusuki, wo man sich von japanischen Damen am Strand in heissem Sand vergraben lassen kann. Ein einzigartiges Erlebnis, unter dem Gewicht dieses Sandes zu liegen (unter Platzangst leidende Menschen werden das Gefühl kaum geniessen können..), welcher seine Temperatur, aufgrund reger Vulkantätigkeit in der Region, natürlicher Erdwärme verdankt. Japan ist in verschiedener Hinsicht eine "heisse" Region. Aufgrund seiner Lage am Rande verschiedener Erdplatten besitzt es unzählige Vulkane, von denen noch 40 als aktiv gelten, viele Heisswasserquellen und wird, als Nachteil, von unzähligen Erdbeben erschüttert. Die Region um Tokyo verzeichnet pro Jahr über 1‘000 kleinere und grössere Beben (ca. drei pro Tag!), wobei die meisten nur von den Messinstrumenten registriert und von den Menschen nicht gefühlt werden. Trotzdem gibt es regelmässig stärkere Erdbeben, die manchmal auch Schäden hinterlassen und Menschenleben fordern. Während meines Besuches glaube ich ca. drei Erdbeben miterlebt zu haben, wobei es aber manchmal schwierig ist, die Quelle der Erschütterung zu eruieren (ein forsches Umdrehen des unten liegenden Kollegen im Kajütenbett wird auf der oberen Liege noch bald einmal als Erdbeben wahrgenommen..).


Von Hiroshima bis Nagano (Honshu)

A-Bomb Dome Hiroshima Wieder ein paar hundert Kilometer nordwärts, auf der Hauptinsel Honshu, habe ich im geschichtsträchtigen Hiroshima wieder die Sonne gefunden, welche für die Stadt in doppeltem Sinne scheint: Erstens herrschte bei meinem Besuch schönstes Sommerwetter und zweitens hatte sich diese Stadt, nach dem tragischen und denkwürdigen Atombombenabwurf am 6. August 1945, zum Ziel gesetzt, kein Ort der Trauer, sondern der Lebensfreude zu werden. Nebst den eindrücklichen Zeugen dieser Zeit (Bild: A-Bomb Dome) und dem informativen, aber auch berührenden Peace Memorial Museum versprüht diese Stadt ungeahnte Lebensfreude. Man gewinnt den Eindruck, dass die Menschen ihre Stadt lieben und gerne hier leben.

Kinkakuji Temple (Golden Pavilion), Kyoto Etwas weiter östlich liegen die Städte Kyoto, Nara und Osaka. Die beiden ersten bilden so etwas wie das historische Zentrum Japans. Kyoto war zwischen 794 und 1868 die königliche Hauptstadt des Landes und besitzt heute mit über 2‘000 Tempeln, Shrines und Gärten die grösste Ansammlung an historischen Gebäuden, da sie als eine der wenigen Städte Japans im zweiten Weltkrieg von den Bomben der Alliierten verschont geblieben ist. Nara, knappe 50 km von Kyoto entfernt, war die frühere Hauptstadt und besitzt auch eine stattliche Sammlung an historischen Zeitzeugen. Osaka Osaka, während des zweiten Weltkrieges weitgehend zerstört, ist mit seinen 2.5 Millionen Einwohnern die zweite Geschäftscity (nebst Tokyo). Ein Highlight dieser Stadt ist das Umeda Sky Building, eine Art Twin-Tower, von welchen man eine wunderbare Aussicht über die Stadt geniessen kann (man beachte die Strasse, welche mitten durch ein Haus führt). Umeda Sky Building Ein grosser Teil des Vergnügens ist aber bereits die Fahrt im verglasten Aufzug bis zur 34. Etage und danach der Wechsel auf eine Rolltreppe, Treffen mit Tomoko, Megumi und Mizue welche in einem wiederum verglasten Tunnel, in luftiger Höhe, über die letzten fünf Stockwerke von einem Turm zum andern führt. Nicht schwindelfreie Erdbewohner tun gut daran, tief einzuschnaufen und nicht nach unten zu schauen.. Der Besuch in Osaka wird mir auch in guter Erinnerung bleiben, da ich dort drei japanische Schulkolleginnen von der Sprachschule in Perth getroffen habe. Tomoko, Megumi und Mizue sind drei aufgestellte Girls, die nichts anbrennen lassen. Es war deshalb ein riesen Spass, mit ihnen den Abend zu verbringen und in einem japanischen Restaurant zu Abend zu essen.

Skipiste mit Reisfeldern Als begeisterter Wintersportler mit Entzugserscheinungen konnte ich es mir nicht nehmen lassen, die Stätte der Olympischen Spiele 1998 in der Region von Nagano zu besuchen. Nagano war, wie Sapporo, einfach die Olympische Stadt. Die Wettkämpfe selbst wurden aber in den umliegenden Berggebieten (Japan Alps) ausgetragen. Ein solcher Austragungsort war Hakuba, eine knappe Autostunde von Nagano entfernt, mit Bergen bis zu einer Höhe von über 3‘000 Metern. In dieser Region wurden verschiedenste Wettbewerbe ausgetragen, wie Skispringen, Snowboard, Langlauf usw. Auch hier fühlte ich mich recht heimisch, auch wenn die Reisfelder in der Talsohle nicht so recht ins Bild (der Schweiz) passen wollten. Leider war das Wetter nicht über alle Zweifel erhaben, so dass ich auf einer Wanderung viel Geduld aufbringen musste, um einen Blick auf die Japan Alps erhaschen zu können. Japan Alps In diesem Ort wohnte ich in einem Backpackers (vermutlich das einzigste in Japan), welches vom Neuseeländer Troy (aha, deshalb Backpackers..) und seiner japanischen Frau geführt wurde. Da ich aufgrund der Saison der einzige Gast war, haben sie mich voll integriert und am Abend in typisch japanische Restaurants, Pubs und auch in ein Onsen (japanisches Warmwasserbad) mitgenommen. In interessanten Gesprächen habe ich viel über Land und Leute erfahren, da Troy, als ein seit 13 Jahren in Japan wohnhafter Neuseeländer, dieses Land aus einem etwas anderen Blickwinkel sieht, als die Japaner selbst.


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1006-090705; Erstellungsdatum: 24. Juli 2005; Letztes Aktualisierungsdatum: 28. Juli 2005 © Peter Baumgartner 2005